Presseschau 4

Kurzkommentare (Auszüge): und Hinweis, wo im gegebenen Fall der ganze Medien-Artikel zu finden ist.

 

"Spiel mir das Lied vom Tod" - oder wie "Sterbehlefer" die Zürcher Altersheime in Beschlag nehmen.   (Bürger und Christ  3/01 - März 2001)

 

Heinz Arendt, Zürich schreibt :

Der Zürcher Stadtrat ermöglicht seit dem 1. Januar 2001 Sterbehilfe- Organisationen wie Exit den freien Zugang zu Zürcher Alters- und Pflegeheimen. Eine beklemmende Stimmung verbreitet sich unter den alten Menschen und Betagten. Kranke und depressive Menschen wurden mit quälenden Fragen über Suizid und sogenannte passive Sterbehilfe unter Druck gesetzt.... - Dammbruch mit gemeinderätlichem Segen.

Der Beitrag berichtet  von intensivem Bedrängen von Betagten mit Fragen über ihr Verhältnis zum Sterben. Respektlos sei z.B. bei einem Heimbewohner insistiert worden, ob er an Selbstmord denke, welche Methode er bevorzugen würde. Ob er lieber selber Hand anlegen wolle oder ob es lieber ein Arzt machen solle. Der Betagte sei durch diese Fragen innerlich bis zur Verzweiflung aufgewühlt und emotional völlig erschöpft worden. Das Ergebnis war ein seelischer Zusammenbruch, schlaflose Nächte, Träume von Mord und Totschlag usw....

Wir empfehlen Ihnen diesen Artikel zu lesen (Kommt unter Knopf: Du sollst nich töten).

 

Für ein gutes Leben bis zuletzt

(Zürichsee-Zeitung ZSL, Wädenswil   17. März 2001)

 

Horgen: Weiterbildungsseminare zum Thema Sterbebegleitung im Haus Tabea.

 

Unter dem Motto "Leben bis zletzt" plant das Haus Tabea, Alters- und Pflegeheim Horgen, eine sechsteilige Seminarreihe. Die Fortbildung ist für Mitarbeitende obligatorisch und auch weiteren Interessierten zugänglich. Kürzlich orientierte M. Mettner, Leiter der Reihe, über die bevorstehenden Veranstaltungen.

 

Die sechsteilige Seminarreihe zum Thema "Sterbebegleitung" findet an folgenden Daten, jeweils von 19.30 - 22.00 h statt:

30. März "Mehr leben als du ahnst!"    (M. Mettner)

  9. Mai: "Leben bis zuletzt und in Würde sterben" (M. Mettner)

12. Juni: "Wenn man nichts mehr machen kann, ist noch alles zu tun". 

23. August: "Man müsste über alles reden können." (M. Mettner)

19. September:  "Wie menschenwürdig sterben?" (M. Mettner)

25. Oktober: "Depression im Alter." (C. Ernst)

Es müsse um "Hilfe im und beim Sterben" gehen und nicht um "Hilfe zum Sterben".

 

"Exit hat keinen guten Ruf mehr"

(Bieler Tagblatt 20.3.01 / Solothurner Zeitung    20.3.01)

Bei der Sterbehilfeorganisation Exit krieselt es gewaltig. Vorstandsmitglieder zocken ab, die Mitglieder steigen in Scharen aus. Rolf Sigg aus Grenchen distanziert sich von seinem ehemaligen Herzenskind.

Exit zerfleischt sich selbst.... Die Organisation hat einen Absturz im Selbstbild gemacht...sagt Rolf Sigg,.. sie hat einfach keinen guten Ruf mehr. In Anbetracht der jüngsten Vorgänge ist diese Skepsis berechtigt. Die Leute verlieren das Vertrauen...

 

Sterbehilfe: "Exit- Spitze macht gute Geschäfte mit dem Tod"

(Der Schweiz. Beobachter, Glattbrugg    16.März 2001)

Kaum sind die letzten Machtkämpfe innerhalb der Sterbehilfeorganisation Exit vorbei, kommt es schon zur nächsten Zerreissprobe: Die umstrittenen Honorare des Vereinsvorstands provozieren bei den Mitgliedern einen Aufstand.

es ist von ..."angemessene Spesenentschädigung" die Rede. ein dehnbarer Begriff: Fünf Vorstandsmitglieder kassieren zusammen rund 330'000 Franken pro Jahr.....

..Exit kontrolliert sich selbst...

..Prall gefüllte Kassen

..Exit-Leute haben genug vom Treiben im Vorstand un treten gleich in Scharen aus.

..Exit-Mann: Sterbehilfe mit dem Plastiksack

 

Der ganze, lesenswerte Artikel im Beobachter vom 16. März beinhaltet 3 Seiten.

Sterbehilfe - Nein, Leben erhalten

(Israelisches Wochenblatt    16. Febr. 2001)

Die neue Zulassung von Sterbehilfe in den städtischen Heimen durch den Zürcher Stadtratsbeschluss hat Zustimmuöng, Ablehnung und Polemik ausgelöst. Doch im jüdischen Altersheim gelten andere Gesetze - die Halacha kennt zu diesem Thema nur ein Gebot: "Pikuach nefesch" - Leben erhalten.

 

..in jüdischen Heimen gibt es keine öffentlichen Diskussions- und Gesprächsrunden zu einem Problem, das offiziell gar nicht existent sein darf, denn "der Freitod kann in einem halachisch geführten Haus kein Thema sein", wie Micha Kaufman, der Leiter des Alters- und Pflegeheims SIKNA, betont. Ein Gesetz des Zürcher Stadtrats wird eine uralte religiöse Gesetzgebung nicht umstossen.

 

Der Tod ist ein Tabuthema.

 

Was aber denken die Pensionäre, die direkt Betroffenen? Wie werden die Betreuer involviert und was ist ihre Meinung? Ein Besuchstag in der SIKNA ergibt zahlreiche Begegnungen uönd Gespräche mit Schwerkranken, mit Rüstigen, mit Melancholikern, mit Spassvögeln, mit Poeten, mit Gleichgültigen, mit Unwirschen, mit Schüchternen, mit Unentschlossenen, mit Menschen wie wir alle. Aber der Tod ist ein Tabuthema....

In den 12 Jahren meiner Mitarbeit hier hat mir nie ein Kranker irgendeine Frage zum Sterben gestellt. Wohl höre ich oft den Stossseufzer 'ich möchte endlich sterben können', aber noch nie bat jemand 'Können Sie mir helfen dabei?'...

 

Aktive Sterbehilfe ist Mord

 

Rabbiner Dr Zelman Kossowsky, Rabbiner der ICZ und ständiger Besucher in der SIKNA: "Im Prinzip ist jeder Augenblick eines Lebens gleich viel wert. Wir sollten nicht versuchen, die jeweilige Lebensqualität selbst als gut oder als schlecht einzuschätzen - dann tun wir bereits so, als wären wir der liebe Gott.....

..Den letzten Moment zu verkürzen wäre dasselbe, wie wenn man den ersten Atemzug des Lebens auslöschen würde...  

Ethik - Kleistern an den Rändern des menschlichen Lebens

 

(Basler Zeitung    19. Febr. 2001)

Die angewandte Ethik ist zum Megatrend in der Philosophie geworden. Der wissenschaftliche Fortschritt konfrontiert die Gesellschaft mit neuen Fragen, die einer ethischen Abwägung bedürfen. Oft sind es aber klassische Probleme wie das Klonen von Embryonen oder die Sterbehilfe, die unter einer neuen Perspektive betrachtet werden.

In den nächsten Jahren wird eine Werte- und Normendiskussion auf die Gesellschaft zukommen, deren Ausmass sich noch nicht überblicken lässt." ( Dieter Birnbacher, deutscher Ethiker)...

Die Randgebiete der Existenz

Bezeichnenderweise beziehen sich diese Debatten auf menschliches Leben in den Randgebieten seiner Existenz: in der Nähe der Zeugung und in der Nähe des Todes. Diese Randgebiete warfen - was wohl nicht erstaunt - immer schon die heikelsten ethischen Fragen auf...

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